Mittwoch, 30. Januar 2013

Rückenschmerzen und der Gebrauch von Gewichthebergürteln im Training



Viele Sportler heben Gewichte oder führen (sportartspezifische) Bewegungen aus, die große Kräfte auf die Wirbelsäule ausüben. Oft sind Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich (unterer Rücken) nicht selten. Dies liegt aber daran, dass der moderne Mensch von heute meist zu schwache Muskeln rund um den unteren Rücken und Bauchbereich besitzt; dazu beigetragen haben vor allem sitzende Tätigkeiten und die Gewöhnung an Rückenlehnen. Der Lendenwirbelbereich wird somit zur Problemzone und wird aus Angst, sich dort zu verletzen, oft nicht belastet. Erst jetzt wird das Ganze zu einem echten Problem. Rückenschmerzen treten auf, weil man sich mit der Zeit ein Defizit an Beweglichkeit, Koordination und Muskulatur in  diesem Bereich eingehandelt hat. Anders gesagt, die Fähigkeit seine Wirbelsäule auch bei Belastung ordentlich zu stabilisieren, indem man unter anderem eigengenerierten Intraabdominalen Druck erzeugt, ist unzureichend ausgebildet. Hieraus resultiert mitunter auch eine schlechte Hebetechnik. Leider ist dies weit verbreitet, sogar unter Sportlern. Daher ist der Griff zum Gewichthebergürtel nicht selten.

Der Gewichthebergürtel gehört zur gängigen Ausstattung eines Fitnessstudios mit Freihantelbereich. Doch selten wird er richtig eingesetzt und eigentlich hat er im Training auch nichts zu suchen. Aber nicht nur in Deutschland genießt das Hilfsmittel eine große Beliebtheit, auch in den USA gehört er zum gängigen Training. Durchschnittlich nutzen 27% aller US-Amerikaner, die Mitglied in einem Fitnessstudio sind und aktiv Gewichte stemmen, einen Gewichthebergürtel. Davon sind 90% Männer und 10% Frauen. Das Durchschnittsalter liegt bei 34. Interessanterweise begründen 80% den Gebrauch damit, dass sie Verletzungen verhindern möchten und nur 15% wollen damit eine Leistungssteigerung bezwecken [4]. Das zeigt mir, dass es einen großen Erklärungsbedarf zu diesem Thema gibt.

Der Weg ins Fitnessstudio ist zwar der Richtige aber der Gewichthebergürtel und eine falsche Übungsausführung können tatsächlich schnell zu Verletzungen führen. 

Grund des Gebrauchs eines Gürtels ist es, mechanisch intraabdominalen Druck aufzubauen. Wird der Gürtel zu oft oder ständig bei Übungen wie Kniebeuge, Kreuzheben oder Vorgebeugtes Rudern benutzt, erfahren die tiefen abdominalen Muskeln keinen Reiz und somit auch kein ordentliches Training. Anders gesagt, der Gürtel nimmt einem die Arbeit ab. Die Muskulatur entwickelt sich nicht verhältnismäßig, die koordinative Fähigkeit bleibt aus und mit der Zeit steigt das Verletzungsrisiko [1]. 

Gewichthebergürtel sind nur sinnvoll, wenn man am Maximum trainiert, wie zum Beispiel Gewichtheber auf einem Wettkampf. Deshalb benutzen sie den Gürtel auch ausschließlich auf Wettkämpfen, und nicht im Training.

Trotzdem existieren Richtwerte, ab wann man sich von einem solchen Gürtel helfen lassen darf. Trainiert man mit einem Gewicht, das 80-85% des Maximalgewichts beträgt, ist ein Gürtel ggf. sinnvoll [1]. Wer aber mit solchen Gewichten trainiert, müsste jahrelange Erfahrung und die entsprechende Muskulatur mit sich bringen. Ist dies nicht der Fall, wird sich das Training ganz von selbst beenden.
Wer also mit einem Gewichthebergürtel trainiert, wird nicht die Fähigkeit erlernen echte Muskelspannung zwischen den tiefen und oberflächlichen Muskeln im Rumpf und vor allem rund um die Wirbelsäule zu erzeugen [3]. 

Referenzen
1.       R. Lee Howard, CSCS – Back Pain, Intra-Abdominal Pressure, and Belt Use – National Strength & Conditioning Association, Volume 21, Number 6, pages 42-43. 1999.
2.       Bogduk, N., and J. Macintosh. The applied anatomy of the thoracolumbar fascia. Spine. 9(2): 164-170. 1984.
3.       Harman, E.A., R.M. Rosenstein, P.N. Frykman, and G.A. Nigro. Effects of a belt on intra-abdominal pressure during weight lifting. Med. Sci. Sports Exerc. 21:186-190. 1989.
4.       Steven B. Finnie, Theresa J. Wheeldon – Weight Lifting Belt Use Patterns Among a Population of Health Club Members – Journals of Strength and Conditioning Research, 2003, 17(3), 498-502.

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