Viele Sportler heben Gewichte oder führen
(sportartspezifische) Bewegungen aus, die große Kräfte auf die Wirbelsäule ausüben. Oft sind
Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich (unterer Rücken) nicht selten. Dies
liegt aber daran, dass der moderne Mensch von heute meist zu schwache Muskeln
rund um den unteren Rücken und Bauchbereich besitzt; dazu beigetragen haben vor
allem sitzende Tätigkeiten und die Gewöhnung an Rückenlehnen. Der
Lendenwirbelbereich wird somit zur Problemzone und wird aus Angst, sich dort zu
verletzen, oft nicht belastet. Erst jetzt wird das Ganze zu einem echten
Problem. Rückenschmerzen treten auf, weil man sich mit der Zeit ein Defizit an
Beweglichkeit, Koordination und Muskulatur in
diesem Bereich eingehandelt hat. Anders gesagt, die Fähigkeit seine
Wirbelsäule auch bei Belastung ordentlich zu stabilisieren, indem man unter
anderem eigengenerierten Intraabdominalen Druck erzeugt, ist unzureichend
ausgebildet. Hieraus resultiert mitunter auch eine schlechte Hebetechnik.
Leider ist dies weit verbreitet, sogar unter Sportlern. Daher ist der Griff zum
Gewichthebergürtel nicht selten.
Der Gewichthebergürtel gehört zur gängigen
Ausstattung eines Fitnessstudios mit Freihantelbereich. Doch selten wird er
richtig eingesetzt und eigentlich hat er im Training auch nichts zu suchen.
Aber nicht nur in Deutschland genießt das Hilfsmittel eine große Beliebtheit,
auch in den USA gehört er zum gängigen Training. Durchschnittlich nutzen 27%
aller US-Amerikaner, die Mitglied in einem Fitnessstudio sind und aktiv
Gewichte stemmen, einen Gewichthebergürtel. Davon sind 90% Männer und 10%
Frauen. Das Durchschnittsalter liegt bei 34. Interessanterweise begründen 80%
den Gebrauch damit, dass sie Verletzungen verhindern möchten und nur 15% wollen
damit eine Leistungssteigerung bezwecken [4]. Das zeigt mir, dass es einen großen
Erklärungsbedarf zu diesem Thema gibt.
Der Weg ins Fitnessstudio ist zwar der
Richtige aber der Gewichthebergürtel und eine falsche Übungsausführung können
tatsächlich schnell zu Verletzungen führen.
Grund des Gebrauchs eines Gürtels ist es,
mechanisch intraabdominalen Druck aufzubauen. Wird der Gürtel zu oft oder
ständig bei Übungen wie Kniebeuge, Kreuzheben oder Vorgebeugtes Rudern benutzt,
erfahren die tiefen abdominalen Muskeln keinen Reiz und somit auch kein
ordentliches Training. Anders gesagt, der Gürtel nimmt einem die Arbeit ab. Die
Muskulatur entwickelt sich nicht verhältnismäßig, die koordinative Fähigkeit
bleibt aus und mit der Zeit steigt das Verletzungsrisiko [1].
Gewichthebergürtel sind nur sinnvoll, wenn man
am Maximum trainiert, wie zum Beispiel Gewichtheber auf einem Wettkampf. Deshalb
benutzen sie den Gürtel auch ausschließlich auf Wettkämpfen, und nicht
im Training.
Trotzdem existieren Richtwerte, ab wann man
sich von einem solchen Gürtel helfen lassen darf. Trainiert man mit einem
Gewicht, das 80-85% des Maximalgewichts beträgt, ist ein Gürtel ggf. sinnvoll
[1]. Wer aber mit solchen Gewichten trainiert, müsste jahrelange Erfahrung und die
entsprechende Muskulatur mit sich bringen. Ist dies nicht der Fall, wird sich das
Training ganz von selbst beenden.
Wer also mit einem Gewichthebergürtel
trainiert, wird nicht die Fähigkeit erlernen echte Muskelspannung zwischen den
tiefen und oberflächlichen Muskeln im Rumpf und vor allem rund um die
Wirbelsäule zu erzeugen [3].
Referenzen
1.
R. Lee
Howard, CSCS – Back Pain, Intra-Abdominal
Pressure, and Belt Use – National Strength & Conditioning Association,
Volume 21, Number 6, pages 42-43. 1999.
2.
Bogduk,
N., and J. Macintosh. The applied anatomy
of the thoracolumbar fascia. Spine. 9(2): 164-170. 1984.
3.
Harman,
E.A., R.M. Rosenstein, P.N. Frykman, and G.A. Nigro. Effects of a belt on intra-abdominal pressure during weight lifting.
Med. Sci. Sports Exerc. 21:186-190. 1989.
4.
Steven B.
Finnie, Theresa J. Wheeldon – Weight
Lifting Belt Use Patterns Among a Population of Health Club Members – Journals
of Strength and Conditioning Research, 2003, 17(3), 498-502.
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